Nicht nur im Internet bilden sich Blasen – auch in der Wirklichkeit. Auch im Dorf. Tanja Dornieden, Spezialistin für Dorf- und Stadtentwicklung sowie Kommunikation, bot an, mit ihr in einem Workshop zu erforschen, wie in der Kommunikation kulturelle Sperren überwunden werden können.
Tanja Dornieden, KoKo Kommunikation Konsens Konzept, Bovenden
Gerade weil Kommunikation nicht nur ein bewusst einzusetzendes Mittel ist, sondern jede Form, wie wir miteinander in Beziehung treten, kann unbewusst schnell viel Porzellan zerschlagen werden. Sich die eigene Kommunikation bewusst zu machen und sie bewusst zu gestalten, ist damit wesentlich. Immer und überall.
Im Kern ging es Kommunikations-Expertin Tanja Dornieden darum zu vermitteln, welche Sprache verbindet, statt zu trennen. Tadel und Schuldzuweisungen seien nicht produktiv, das stellte sie gleich vorweg klar. Denn die Verletzung führt in der Regel nicht zu Veränderung, sondern zu Abwehr. Stattdessen gilt es, sich zu bemühen, die Sichtweisen der anderen zu sehen, zu verstehen und auch zu fühlen.
Verstehen bedeutet kein Einverständnis, sondern wechselseitige Anerkennung der Anliegen. Statt aneinander vorbeizureden, gilt es zu erkennen: Die andere Person muss nicht so denken wie ich, aber wenn wir eine gemeinsame Basis finden, dann kann gemeinsames Tun gelingen. Der Einbezug schafft eine gemeinsame Basis in der Unterschiedlichkeit. Das muss kein Zugeständnis sein. Gerade, wenn wir selbst am Schluss Recht behalten, ist es wichtig, die anderen das Gesicht wahren zu lassen.
KONFLIKTQUELLEN:
- Machtgefälle
- Konkurrenz
- Unverständnis
- Blasensprech
- Aneinander vorbeireden
Und Regeln – fügte ein Teilnehmer hinzu.
Regeln? „Zum Beispiel Verwaltungsabläufe – zumindest von außen machen diese manchmal keinen Sinn!“ Er hatte als kulturelle Sperre die Erfahrung gemacht, dass die Bank es nicht versteht, wenn eine Initiative nicht auf Profit ausgerichtet ist. Und dann von ihren internen Regularien her gar keine Kredite bewilligen kann. Aber auch innerhalb seines Commons gebe es Menschen, die so tickten. „Auch um ein Projekt kaputt zu machen, gibt es immer eine Regel.“ Insofern seien Regeln dafür da, hinterfragt zu werden. Setzt der andere die Regel ein, um das gemeinsame Ziel zu erreichen, oder um es zu torpedieren? Doch im Grunde sind Regeln dafür da, etwas leichter zu machen, ob schriftlich niedergelegt oder informell – weshalb sie sich auch auf der positiven Seite finden:
„HELFER“:
- Regeln
- Gemeinsamkeiten
- Gemeinsames Ziel
- Vertrauen
- Rollen verstehen
- Guten Willen unterstellen
- Aufgabenklarheit
- „besondere Worte vermeiden“
- wechselseitige Anerkennung der Anliegen
- Begegnung – unvoreingenommen miteinander reden können
- Respekt
Respekt sei wichtig, so eine Teilnehmerin. Im Sinne von: „Dass man da nicht gleich drauf haut…“, sondern versucht zu verstehen: Welche Interessen hat die jeweilige Person? Für welche Werte steht sie? Was ist ihr wichtig? Dabei dürfen jedoch Interessengegensätze, auch Machtverhältnisse, in einem Dorf durchaus sichtbar gemacht und in Bewegung gebracht werden.
Zusammengefasst lauten die Tipps:
Schritt 1: Das Ziel im Blick haben
- doch auch das ist bereits ein Ziel. Darüber muss sich zunächst verständigt werden. Allerdings können unterschiedliche Ziele kombiniert werden; es genügt, wenn auf dem Weg ein Bündnis entsteht.
Schritt 2: Den Menschen im Blick – Problem und Person trennen
Dafür gilt es, zwei Ebenen zu unterscheiden:
Beziehungsebene:
Zuhören! Aktives Zuhören!
In Beziehung treten und bleiben.
Verständlich sprechen.
Beim Ich bleiben.
Sachebene:
Über Interessen sprechen, nicht über Positionen.
Kernfrage: Warum? Nach vorn schauen! Das Ziel im Blick.
Und was hat das alles mit Commons zu tun?
Erstens entsprechen die Vorschläge dem Commons-Muster Konflikte beziehungswahrend lösen.
Zweitens, in den Worten von Tanja Dornieden: „Heute weiß ich, dass das Commonsprojekte sind – früher waren das für mich einfach gute Beispiele der Daseinsvorsorge – wenn beispielsweise Bürgertaxis ehrenamtlich entstanden.“ Auch Hans Fürst, Stadtverordneter in Darmstadt und ehrenamtlich tätig im Sportverein mit bis zu einer halben Million Euro Jahresumsatz drückte es so aus: „Eigentlich sind wir ein Commons.“
Drittens, ein Ergebnis der Diskussion: Commons aufbauen heißt eigentlich nichts anderes als Menschen zu finden, die sich in ihrem Anliegen treffen und gemeinsam etwas gestalten. Darin erwächst ein Verständnis füreinander, sonst wächst das Commons nicht.