Im Einzelnen benannte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebunds Uwe Zimmermann in seinem Eingangsimpuls, all das, was Kommunen brauchen:
- Menschen, vor allem Frauen, die bislang zu wenig in Kommunen, insbesondere in verantwortlicher Position, engagiert sind
- Finanzen, denn derzeit besteht ein Milliardendefizit bei Kommunen
- Planungssicherheit darüber, was mittel- und langfristig von Kommunen erwartet wird
- Entlastung von Bürokratieaufwand
- Schutz vor Überforderung der Kommunen, die durch neue Landes- oder Bundesgesetze entstehen
- Sicherheit, nicht zuletzt durch Zivil- und Katastrophenschutzstrukturen
- Zusammenarbeit mit und Rückhalt in der Bevölkerung
Uwe Zimmermann begann also mit dem Mangel an engagierten Menschen und endete auf dem Zusammenwirken mit der Bevölkerung. Hier konnte Karin Walther in ihrem nachfolgenden Impuls über „Engagierte Gruppen vor Ort — oder: Was ist Commoning?“ wunderbar ansetzen. Unter anderem führte sie die Muster des Commonings aus und zeigte zahlreiche Beispiele einer gelungenen Verbindung von Commons und Lokaler Ökonomie in Deutschland und international.
Das Betonen der Menschen und der Bedeutung des Zusammenwirkens mit der Bevölkerung schützte in der dann anschließenden Fishbowl-Diskussion „Kooperationen zwischen Commoning-Projekten und Kommune: neue Chance oder neues Chaos?“ die Kommunalvertreter*innen nicht vor dem Vorwurf, zu sehr den Mangel, nicht zuletzt auch an Finanzen, zu betonen, statt auf die vorhandene Fülle durch potenziell engagierte Menschen zu sehen. Für eine hitzige Diskussion war gesorgt!
Der Fokus der Fishbowl lag dann auf der Frage, ob solche Kooperationen neue Chancen bieten oder eher zu Chaos führen. Hier sind die wesentlichen Erkenntnisse der Diskussion.
- Regulierungsdruck als Hindernis
Vertreter*innen aus den Kommunen wiesen darauf hin, dass übermäßige Bürokratie häufig ein großes Hindernis für Projekte darstellt. Besonders gemeinnützige Initiativen, wie z. B. im Bereich des sozialen Wohnungsbaus, stoßen oft auf rechtliche und wirtschaftliche Hürden. Diese Regulierungen erschweren es Kommunen, notwendige Projekte zu unterstützen, ohne dabei in Konflikt mit bestehenden Vorschriften zu geraten. Ein zentraler Vorschlag war es, bürokratische Hürden abzubauen und Fehlertoleranz zu fördern.
- Finanzierung und Ressourcenknappheit
Es wurde mehrfach betont, dass Commoning-Projekte besonders in einkommensstarken Regionen erfolgreich sind, da dort mehr finanzielle Ressourcen zur Verfügung stehen. In strukturschwachen Gegenden hingegen scheitern viele Projekte aufgrund fehlender Mittel. Gleichzeitig betonten Teilnehmende aus der Zivilgesellschaft die Bedeutung ehrenamtlichen Engagements und wiesen darauf hin, dass viele Projekte ohne staatliche Förderung realisiert werden – trotz großer bürokratischer Hürden.
- Alternative Finanzierungsmodelle
Die Diskussion drehte sich auch um die Notwendigkeit, neue Finanzierungswege zu finden. Es wurde vorgeschlagen, eigene kommunale Banken zu gründen, um günstige Kredite für gemeinwohlorientierte Projekte zur Verfügung zu stellen und spekulative Investitionen zu verringern. Solche Modelle könnten dabei helfen, Commoning-Projekte unabhängiger von den Einschränkungen des Marktes zu machen.
- Kommunen als „Facilitators“
Eine wichtige Erkenntnis war, dass Kommunen verstärkt als „Facilitators“ fungieren sollten, um Bürgerprojekte aktiv zu unterstützen, statt nur verwaltend einzugreifen. Es wurde gefordert, dass Verwaltung und Zivilgesellschaft enger zusammenarbeiten, um nachhaltige Projekte auf Augenhöhe zu gestalten. Offenheit, Vertrauen und das Schaffen von Begegnungsräumen wurden als zentrale Faktoren genannt, um langfristige Kooperationen zu ermöglichen.
- Kooperation als Chance
Trotz aller Herausforderungen überwog der positive Tenor der Diskussion: Kooperationen zwischen Kommunen und Commoning-Projekten bieten eine große Chance, nachhaltige und resiliente Strukturen zu schaffen. Es erfordert jedoch einen grundlegenden Wandel in der Kommunikation, der Bürokratie und den Finanzierungsmechanismen. Nur durch eine offene und vertrauensvolle Zusammenarbeit können zukunftsweisende Projekte erfolgreich umgesetzt werden.
Fazit
Die Diskussion verdeutlichte, dass Kooperationen zwischen Kommunen und Commoning-Projekten vielversprechend sind, jedoch von zahlreichen strukturellen Hindernissen begleitet werden. Die Aufgabe besteht darin, bürokratische Hürden abzubauen und neue Wege der Zusammenarbeit zu finden, um das Potenzial dieser Kooperationen voll auszuschöpfen – eine echte Chance, wenn die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden.