Wie lassen sich Projekte des Commoning und die lokale Ökonomie verbinden?

Was hilft hierbei und was hemmt oder behindert gewünschte Kooperationen vor Ort?

Thema: Rechtssystem

  • Das bestehende Rechtssystem stützt die bestehende Ökonomie und verhindert in vielen Fällen andersartige Ansätze. Wenn Commons sich in ein geläufiges Rechtskonstrukte einzwängen, gehen wesentliche Eigenschaften von Commons verloren.
  • Der aktuelle Rechtsrahmen formt so, dass Alternativen gar nicht entstehen können. Bezüglich der Commons gibt es keine rechtlicher Vertreter. Es bestehen keine Haftungsregelungen. Können Commons/Commoners als Rechtsperson angesehen werden?
  • Wir brauchen daher andere (lokale) Unterstützungsstrukturen. Ein Ansatz wäre Legal Hacking, um jenseits von Markt und Staat tätig zu sein, auch wenn Markt und Staat weiterhin erstmal noch existieren.

Thema: Begriffsdefinition

  • Die Denkweisen auf den Seiten der „public“ im Gegensatz zu der der Commoners ist weitgehend ohne Berührungsflächen. Aus Verwaltungssicht sind Commons nicht greifbar. Sie erscheinen als unzuverlässig.
  • Mein Eindruck ist, das vielerorts noch nicht klar ist, was Lokale Ökonomie und was Commons ist und daher auch das Ziehen von Verbindungslinien schwierig ist. Was bedeutet eigentlich Commoning? Unklarheit des Begriffs für viele. Commons als Begriff (kennt man) nur in Vorträgen. Noch sehr vage Rahmenbedingungen, es braucht sehr viel konkrete Definitionen was Lokale Ökonomie und Commons sein soll.
  • Hilft der Begriff „Commons“ weiter oder ist es einfacher, Projekte sehr speziell zu benennen ohne „System“. Andererseits gelingt dann auch keine Beziehung untereinander. Meiner Meinung nach können über den Begriff der Commons Dinge als wesentsverwandt verstanden werden, die sonst in der Regel isoliert betrachtet werden. Das ist die Stärke des Begriffs.
  • Sollten vorhandene Infrastrukturen genutzt und entwickelt respektive umgestaltet werden oder grenzen wir uns ab? Also bspw.: Die IHKs «umgestalten» oder «ignorieren»?
  • Wie bekannt ist Commoning – unter Fachleuten aus der Ökonomie, Politik und der weiten Bevölkerung? „Was sind Commons“ als Frage von potentiellen Kooperationspartnern. Das ergibt die Aufgabe/Frage wie man Commons/Commening (wie) bekannt machen kann.
  • Die Wahrnehmung von Commons als Teil der lokalen Ökonomie. Eigentlich sind es drei Begriffe: „Lokal“ & „Ökonomie“ & «Commons“.
  • Die Frage: Was wird alles als Teil der Lokalen Ökonomie verstanden? Welche kapitalistischen Betriebe gehören dazu, welche nicht? Schließt „lokal“ dann größere Perspektiven aus oder ist es einfach die sinnvolle erste Grundlage? Ist „Rheinmetall“ lokale Ökonomie? Die Frage verstehe ich nicht. Bei Rheinmetall wahrscheinlich schneller zu beantworten, aber gehört Alnatura dazu? Was ist ein Projekt der lokalen Ökonomie? Sind das die Hubs der sozialen Unternehmen in den Gemeinden?
  • Interessant wäre, inwieweit Kommunalwirtschaft weiter zu kommunalisieren wäre! Commoning passiert, ohne dass die Menschen das Konzept kennen.
  • Achtung: Beachtung der Grenze von Ehrenamt. »Commons und Commerz auseinanderhalten“

Thema: Wirtschaftsförderung

  • Auch Wirtschaftsförderung ist relevant. Im Projekt im Werra-Meißner-Kreis ist die WF nicht abgeneigt gegen Commons-Ansätze. In vielen anderen Regionen gibt es aber noch keine Schnittmengen. Die Wirtschaftsförderung hat in der Regel nur Organisationsformen im Blick, die Gewerbesteuern «erwirtschaften».
  • Es bräuchte ein Netzwerk progressiver Wirtschaftsförderer*innen und Anleitungen für progressive Wirtschaftsförderung. Und den stetigen Hinweis in Kommunalparlamenten auf Perspektiven jenseits von Markt und Staat.
  • Hinweis aus der Schader-Stiftung: Spannende Tagung zu neuen Formen der Wirtschaftsförderung: https:/www.schader- stiftung.de/veranstaltungen/archiv/artikel/wirtschaftsfoerderun g-40 (AG)

Thema: Netzwerke / Organisation

  • Die Schaffung von überregionalen Netzwerken zur Etablierung einer «Ecommony». Die Schaffung von Orten für den inhaltlichen Austausch von Organisationen für einen „ökonomischen Wandel“ fördert z. B. CSX-Netzwerk. Die Schaffung von Orten für die Commons, um Sichtbarkeit zu schaffen. Ein «gemeinsamer Raum wird adressiert».
  • Wie ist es mit «glokaler» Organisation? Kann das auch lokal sein? Gegensatz „lokal“/“global“ kann eigentlich über Commoning aufgehoben werden. Auch im Lokalen, um die Sicherheit zu steigern – zur Vermittlung von Bedarfen.
  • Die Möglichkeiten des CPP sind nicht geläufig, insbesondere für „staatliche“ Vertreter (Kommune…). Wenn’s gut geht, entsteht soziale Akzeptanz und vielleicht auch ein persönliches Miteinander – für CPP’s braucht es dann noch einen „verfassten“ Partner auf der public-Seite, wie den Bürgermeister. Aber in größeren Kommunen stell ich mir schon die Wahrnehmung, dass da ein Commons ist, schwierig vor. Starke Beispiele von CPP als „Leitfaden“, um damit an die eigenen Kommunen heranzutreten. Beispiel B-Side in Münster Abgrenzung von Social Entrepreneur-Tätigkeiten.
  • Menschen, die die Übersetzung / das Brückenbauen machen, sind wichtig. Beispiel hierfür: Unverpackt-onlineHandel + Foodkoop eröffnet in der Straße und durch Kontakte ergeben sich CSX-Aspekte.
  • Der Ansatz CSX/Gemeinschaftsgetragenes Wirtschaften kann eine gute Brücke zwischen der lokalen Ökonomie und Commoning sein. Dieser Ansatz verharrt noch im geldbasierten Wirtschaften ist vermutlich gerade daher aber eine gute kulturelle Brücke. Außerdem kann auf den bekannten Genossenschaftsansatz aufgebaut werden.
  • Wer hauptamtlich wird, fällt schnell raus aus dem, was es (sonst so) an Commoning- Strukturen gibt.
  • Strukturen institutionalisieren, um Menschen zu unterstützen, die etwas anders machen wollen s.u. – stattdessen braucht es lokale Finanz- Unterstützungsstrukturen. Beispiel: Myzelium als Organisation, die Commons-„Start Ups». Inhaltlich dort ansetzen, wo Angebote / Geschäfte unter den alten Bedingungen verschwunden bzw. nicht vorhanden sind.
  • Muster des GELINGENDEN Commoning nicht außer Acht lassen.

Thema: Hindernisse

  • Hemmnis fürs Verbinden: Bereits die bürokratischen Basisanforderungen des Normalen überfordern. Kein Raum/ keine Zeit mehr für was Mutiges zu haben.
  • Trittbrettfahrer und egoistisches Verhalten: Das eigene Unternehmen ist wichtiger als anderes.
  • Angst davor, die eigene Perspektive zu verlieren.
  • Die schweirige Begriffsdefinition(en).
  • Das Hemmnis Ehrenamt vs. Sponsoring / oder bezahlte Arbeit. Die Konkurrenz durch den ehrenamtlichen Beitrag in Wirtschaftsbetrieben wie SOLAWIS.
  • Misstrauen aus der Bevölkerung. Im Beispiel Dorf Hitzacker half offensives Zugehen und Transparenz, Tage der Offenen Tür und Gesprächskreise.

Thema: Kommunikation / Moderation

  • Eine wertneutrale Moderation – und wollen die Leute überhaupt moderiert werden? Sich kennenlernen und voneinander wissen -> Sichtbarkeit. Brokering/Vermittlungs-Instanz -> wer passt zu wem und in Kontakt bringen. Seitens Commoning nicht zu anspruchsvoll sein. Die bewusste Trennung zwischen Commoning und lokalem (Preis-)Handel
  • Gemeineigentum statt Gemeinschaftseigentum. Starke Regeln, die verbinden und sanktionieren. Gemeinschaft ist nötig! -> Im Lokalen: die Nachbarschaft. Gemeinschaft in kleinteiligen Kreisen denken. Nicht nur gleiche Interessen oder Absichten, sondern auch materiell Gemeinsames. Sich dem Markt uns seinen Kräften entziehen. Die Bedürfnisvermittlung ohne Preise -> digital. Die Grundversorgung adressieren. Lokale Mangel ermitteln und dort anknüpfen.

Thema: Selbstverständnis

  • Gebendes Selbstverständnis aller Beteiligter -> Arbeit für sich und das Gemeinwohl. Nicht das Geld deckelt die Produktionskapazitäten, sondern die soz.-ökol. Möglichkeiten. Gemeinschaftsgetragene Dorfbäckerei, Nachbarschaftsläden, Bürger*innen-Busse
  • Wir empfinden es als Herrschaftsinstrument, dass bei den Fördermitteln ja nie etwas bereits existieren darf, bevor ein Euro fließt. Zudem wird immer nur gefördert, was nicht-Commoning ist (Rechnungen etc.)

Thema: Geld

  • Eigentlich sollen doch „Produkte“ zur Bedürfnisbefriedigung das Ergebnis des Commening sein, nicht die Befriedigung eines (Finanz)Marktes.
  • Diverse Projekte, die sich in ihren Fähigkeiten gegenseitig ergänzen und stützen. Finanzierung darf nicht zur Abhängigkeit vom Markt u. Staat führen.
  • Investment im klassischen Sinn mit Renditeerwartung widerspricht doch der Commonsidee, oder?
  • Es ist eine Tatsache, dass Commoning gerne ohne Geld gedacht und konzipiert werden, Unternehmen der lokalen Ökonomie aber betriebswirtschaftlich rechnen (müssen). Der zentraler Nexus zwischen dem Konzept „Lokale Ökonomie“ und „Commoning“ ist aber das Geldsystem mit der Bedingung, dass Geld als Gemeingut funktionert (Geld als Commons und lokale Finazsysteme als spezifische Finanzmuster des Commoning). Aber es ist ein kultureller, konzeptioneller «Widerspruch»: Commons ist eher ideell, die lokale Ökonomie finanziell ausgerichtet.
  • Es gibt ggf. Widersprüche und Konkurrenz wg. Ehrenamt & Förderung in Commons-Initiativen vs. Lohnarbeit in der lokalen Ökonomie.
  • Eine Bedingung ist, dass „Geld“ als Commons funktioniert und eine commonsorientierte Bilanzierung stattfindet. Hemmend, behindernd ist ggf. die Problematik der Komplementärwährung. Ein rechtlicher Rahmen für Komplementärwährungen ist wichtig.
  • Wenn es einen politischen Rahmen für Lokale Ökonomie gibt, bspw. in das Gemeinwohl zu investieren, dann nähert man sich Commoning an. Es muss möglich werden, in Projekte des Commoning zu investieren.

weitere Auswertungsergebnisse

Welche konkreten Fragestellungen und Empfehlungen lassen sich für Akteur*innen auf der lokalen oder regionalen Ebene ableiten?

Auf Basis des Brainstorms wurden konkrete Empfehlungen für Akteur*innen auf lokaler und regionaler Ebene entwickelt, um diese Herausforderungen zu bewältigen und die Zusammenarbeit zwischen Commoning-Projekten und der lokalen Ökonomie zu stärken. Die Empfehlungen umfassen die Nutzung bestehender Netzwerke, die Einbindung verschiedener Akteure, die Entwicklung gemeinsamer Ziele und Experimentierräume, sowie die Schaffung von mehr Sichtbarkeit für alternative Wirtschaftsmodelle. Darüber hinaus wurden spezifische Themenbereiche identifiziert, die für eine erfolgreiche Verbindung von Commoning und lokaler Ökonomie relevant sind, darunter Kommunikation, Finanzierung, Sicherheit, Eigentum und die Rolle von Commons.

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Wie lassen sich Projekte des Commoning und die lokale Ökonomie verbinden?

Dieser Artikel fasst die Ergebnisse einer Brainstorming-Sitzung zusammen, die sich mit der Frage beschäftigte, wie Projekte des Commoning und die lokale Ökonomie verbunden werden können. Die Teilnehmer diskutierten sowohl förderliche Faktoren als auch Hindernisse für eine solche Zusammenarbeit. Die wichtigsten Themen waren das Rechtssystem, Begriffsdefinitionen, Wirtschaftsförderung, Netzwerke/Organisation, Hindernisse, Kommunikation/Moderation, Selbstverständnis und Geld.

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