Antje Bruno (Bild: Sven Pacher)
Die gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung, besonders die nicht-kommerzielle Immobilienentwicklung innerhalb eines ansonsten spekulativen Marktes, steht vor großen Herausforderungen. Denn gleich mehrere Aspekte wirken ihr entgegen: die Gewinnmaximierung im Immobiliensektor v.a. seit der Finanzkrise, die damit verbundenen Kapitalmarkteinflüsse auf das kommunale Handeln ab den 1990er Jahren, die Privatisierung öffentlicher Liegenschaften oder der Mangel an verfügbaren bezahlbaren Flächen. Dazu kommt ein erschwerter Zugang zu Flächen durch das Planungsrecht, zudem fehlen passende Finanzierungen und Förderinstrumente. Die schwierige Zusammenarbeit mit Kommunen, bürokratische Strukturen, die fehlende Anerkennung für Stadtmacher*innen tun ihr weiteres.
Immobilien, die von Vielen für Viele entwickelt werden: bedürfnisorientiert, selbstorganisiert, inklusiv, gemeinwohlorientiert – sind eine gesellschaftliche Antwort auf diese aktuellen Herausforderungen der Stadtentwicklung. Ihr Ziel ist es, bessere Rahmenbedingungen für eine gemeinwohlorientierte und nachhaltige Immobilien- und Stadtentwicklung zu schaffen. Im besten Fall können Immovielien den Boden, auf dem sie stehen oder den sie nutzen, dauerhaft der Spekulation entziehen, z.B. durch Erbbaurecht. Sie werden von gemeinwohlorientierten Akteur*innen und Institutionen gemeinschaftlich entwickelt, genutzt oder betrieben und durch koproduktive Planungsprozesse, gemeinschaftliche Rechtsformen und oft solidarische Finanzierungsstrukturen ermöglicht. Statt Gewinnmaximierung geht es um den Nutz- und Gebrauchswert – das Gemeinwohl im Quartier ist die Rendite. Immovielien stellen damit ein Korrektiv zur marktorientierten Stadtentwicklung dar.
Das Netzwerk ist eine breite Allianz aus Wirtschaft, Wissenschaft, öffentlicher Hand und Zivilgesellschaft mit aktuell über 250 Mitgliedern im deutschsprachigen Raum. Durch politische Forderungen und kooperative Prozesse wollen sie die Immobilien- und Quartiersentwicklung stärker am Gemeinwohl orientieren. Ihnen geht es nicht nur um Gebäude, sondern auch um den Boden, den sie dauerhaft der Spekulation entziehen wollen.