Gemeinschaftsgetragenes Wirtschaften und kollegiale Beratungsräume*

Charlotte von Wulffen

CSX steht für Community Supported Everything und überträgt das Prinzip der Solidarischen Landwirtschaft (im Englischen: CSA für Gemeinschaftsgetragene Agrarwirtschaft) auf andere Bereiche wie Dienstleistungen, weiterverarbeitende Produktion, Handwerk oder Gesundheit. Dabei geht es im Kern um die gemeinschaftliche Organisation und das Teilen von Risiko und Verantwortung zwischen Erzeuger*innen und Verbraucher*innen.

In Zeiten von Klimawandel, Unsicherheit und Populismus zeigt CSX mit seinem Verteil- und Organisationsprinzip beispielhaft, dass es möglich ist, unsere Versorgung auf Basis von Vertrauen und gegenseitiger Unterstützung zu organisieren: Die gesamten laufenden Kosten eines Jahres werden durch die Beiträge der Mitglieder gedeckt. Die Produkte und Dienstleistungen werden nicht mehr für einen Marktpreis verkauft, sondern gezielt auf die Bedürfnisse der Mitglieder hin produziert und verteilt. Dieser Zusammenschluss führt zu finanzieller Sicherheit für die Anbietenden und ermöglicht allen, mehr Wert auf ökologische und soziale Gesichtspunkte zu legen.

Ziel des CSX-Netzwerks ist die Verbreitung der Idee und das Schaffen von Strukturen, um die sozial-ökologische Transformation mit nicht-marktbasierten Organisationsformen zu unterstützen. Als Verein begleiten wir Neugründungen, schaffen Räume für Austausch, bieten Workshops zu bewährten Praktiken an und sind zentrale Anlaufstelle für Interessierte. Die Mitglieder des Netzwerks organisieren sich soziokratisch, d.h. in verschiedenen Arbeitsgruppen bzw. Kreisen. Entscheidungen werden in den thematischen Kreisen vorbereitet und durch die Sprecher*innen in den Koordinationskreis getragen.

Das CSX-Netzwerk ermutigt Menschen dazu, Verantwortung zu übernehmen und gemeinschaftlich zu handeln. Dadurch trägt es zu einer solidarischen Gesellschaft bei, in der sowohl die Bedürfnisse der Menschen als auch des Planeten berücksichtigt werden. Als Dachorganisation für Initiativen, die auf solidarischen Prinzipien basieren und sich für nachhaltige Lösungen in verschiedenen Versorgungsbereichen einsetzen, bietet das Netzwerk einen Rahmen, um gemeinsam positive Veränderungen zu bewirken.

Alternativ-ökonomische Projekte sind zwar häufig initiiert und umgesetzt von privilegierten, akademisch geprägten Menschen, während es um die Teilhabe und Mitgestaltung von Menschen aus allen Gesellschaftsbereiche geht. Nicht-marktwirtschaftliche, also kooperative Organisationsprinzipien stärken durch ihre gemeinschaftlichen Prozesse marginalisierte Gruppen, indem sie ohne Beitragszwang kostendeckend und bedürfnisorientiert funktionieren. Sie schaffen Räume für das Aushandeln von Werten, ermöglichen Transparenz und Fürsorge untereinander. All das ist eine wunderbare Form, um Menschen verschiedenster Gruppen einzubinden.

Mit dem CSX-Netzwerk existiert eine Dachorganisation, die von allen genutzt werden kann. Ziel ist es, Grundlagen bereitzustellen, damit die Entscheidung für alternative Ökonomien zugänglicher für alle ist. Das CSX-Netzwerk ist eine wachsende Organisation, die nach der Logik kleinteiliger Praktiken organisiert ist und gleichzeitig mit jedem neuen Mitglied eine größere Hebelwirkung entfalten kann. Durch die Verbreitung der Idee gründen sich immer mehr Projekte, die ein Übungsfeld für zukunftsfähige Betriebe sind.

weitere Symposien-Beiträge

Commons & Commoning – Impulse für eine transformatorische Wirtschaftstheorie

Die sozial-ökologische Transformation braucht eine neue Theorie, die zur Stärkung der transformativen Kraft sozialer Bewegungen beitragen kann. Dort müssen auch Kategorien erfasst werden, die nicht über den Markt erfolgen, wie zum Beispiel unentgeltliche Tätigkeiten. Das gilt besonders für die lokale Ökonomie. Sie ist geprägt von sozialen Beziehungen und Verflechtungen verschiedener Tätigkeiten. Hier werden Commons zentral. Denn das Commoning stellt die Sorge und das Vorsorgen ins Zentrum der Ökonomie, es beruht auf Kooperation statt Konkurrenz. Die Ausbeutung von Arbeitskraft ist im Commoning nicht möglich. Es wird freiwillig beigetragen. Statt immer mehr in kürzerer Zeit zu produzieren, wird zum Richtwert, was genügt. Damit birgt Commoning auch das Potential für ein vorsorgendes Naturverhältnis. (Prof. Dr. em. Adelheid Biesecker)

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Schnittstellen – Commoning und Bürokratie auseinanderhalten

In unserer bürgerlich-marktwirtschaftlichen Gesellschaft sind wir unvermeidbar mit Regularien und Bürokratie konfrontiert. Das Commoning, also das Gemeinschaffen, verfolgt eine andere Logik, in denen Menschen lebendige Visionen des Zusammenwirkens jenseits von Markt und Staat in die Welt bringen. Doch auch gemeinschaffende Projekte müssen sich in bestehende Rechts- und Verwaltungsstrukturen eingliedern. Auch Commons müssen Steuererklärungen machen, Fördermittel abrechnen oder sich mit dem Bauamt auseinandersetzen. Deshalb brauchen Gemeinschaften soziale Schnittstellen zwischen der Logik des Gemeinschaffens und jener der Behörden. (Andrea Vetter)

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Gerechte Beitragsbemessung

Wie kommt eine Gruppe miteinander klar? Wann fühlt sich etwas gerecht und ausgewogen an? Die Gründung von Gruppen und Gemeinschaften wie Commons ist eine menschliche Herausforderung und es gibt vieles zu beachten. Zu den wichtigsten Voraussetzungen in diesem Prozess zählen die gewaltfreie Kommunikation, gegenseitige Anerkennung und ein weiter Horizont. Gemeinsam sollte die Gruppe zunächst wichtige Fragen klären, zum Beispiel: Was kann ich mit Leichtigkeit geben? Wo sind meine Talente? Gleichzeitig sollte auch in einer Gemeinschaft jedes Individuum auf sich achten, Grenzen setzen, sich nicht zum Opfer machen, also mehr geben als jemand kann oder will. Nur dann wird ein ausgewogenes Miteinander möglich. (Lea Hinze)

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Gemeinschaftsgetragenes Wirtschaften und kollegiale Beratungsräume*

Lässt sich das Prinzip der Solidarischen Landwirtschaft auch auf andere Bereiche wie Dienstleistungen, Handwerk oder Gesundheit übertragen? Damit könnten wir unsere Versorgung gemeinschaftlich organisieren, das Risiko und die Verantwortung zwischen Erzeuger*innen und Verbraucher*innen teilen. Dieses Prinzip nennt sich CSX (aus dem Englischen: Community Supported Everything). Es basiert auf Vertrauen und gegenseitiger Unterstützung. Die laufenden Kosten sind durch die Beiträge der Mitglieder gedeckt. (Charlotte von Wulffen)

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Selbstorganisierte Versorgungszentren als lokale Commons-Netzwerke

Commons-Netzwerke sind Zusammenschlüsse verschiedener Commons, also Gemeinschaftsprojekte, die sich gegenseitig unterstützen, dabei aber autonom bleiben. Genauso wie Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten einzelne Projekte bereichern, geschieht das auch mit Commons-Projekten in Commons-Netzwerken. So wird eine solidarische Ökonomie denkbar, die auf Freiwilligkeit und Selbstzueignung beruht und gleichzeitig Produkte und Leistungen mit komplexen Herstellungsketten ermöglicht. (Christian Schorsch)

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Commoning – Ein einordnender Impuls

Wenn aus selbstorganisierten Prozessen bestimmte Produkte entstehen wie zum Beispiel Wissen oder Nahrung, spricht man von Commons – aber auch bei Ressourcen wie Wasser, Energiequellen oder Zeit. Die Wirtschaftswissenschaften lehrten lange Zeit, dass Commons scheitern müssten, weil Menschen dazu neigen würden, sie zu übernutzen. Inzwischen ist das widerlegt. Die US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftlerin Elinor Ostrom hat gezeigt, dass Menschen über viele Jahrzehnte erfolgreich Commons genutzt und gepflegt haben, ohne diese zu übernutzen. Voraussetzung dafür sind bestimmte Prinzipien. (Johannes Euler)

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Commoning von Markt und Tauschlogik unterscheiden

Tauschlogik – und damit jeder Markt – erzeugt künstlich Knappheit. Denn die Logik des Tausches bedeutet, Gleichwertiges zu tauschen. Stattdessen könnten wir Bedürfnisse basisdemokratisch befriedigen. Statt arbeiten zu müssen, wäre es möglich, die Vielfalt unserer Leidenschaft, in dieser Welt zu wirken, zu verwirklichen. Und statt dem Produktivitätszwang hinterher zu hechten, könnten wir für das Leben sorgen.
(Friederike Habermann)

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