Geld als Commons

Geld ermöglicht Transaktionen, ist jedoch in unserer Gesellschaft nicht frei zugänglich und somit auch kein Commons. Es könnte aber indirekt dazu werden, indem sozial-ökologische Transformationen damit finanziert werden. Dazu gehören das bedingungslose Grundeinkommen, der kostenlose öffentliche Personennahverkehr und eine finanzielle Grundausstattung der Kommunen für die soziale Daseinsfürsorge. Auf diese Weise kann Geld dabei unterstützen, dass sich Menschen sozial und bürgerschaftlich engagieren, was wiederum die Entstehung von Commons fördert.
(Frank Schulz-Nieswandt)

Ecogood Business Canvas

Um die Krisen unserer Zeit zu meistern, sind Werte wie ökologische Nachhaltigkeit, Menschenwürde, Solidarität, soziale Gerechtigkeit, Transparenz und Mitbestimmung auch für die Wirtschaft essenziell. Damit sich Unternehmen schon bei der Gründung daran ausrichten können, hat ein Team der Gemeinwohl-Ökonomie das interaktive Ecogood Business Canvas entwickelt. Es orientiert sich am Business Model Canvas zur Visualisierung und Strukturierung von Geschäftsmodellen. Jedoch fördert es ein spielerisches Entwickeln der Geschäftsidee, setzt auf Co-Kreation und organisches Wachstum.
(Hartmut Schäfer)

Commons-Netzwerke

Um die Commons-Bewegung voranzubringen, ist es wichtig, dass einzelne Commons-Initiativen in größeren Netzwerken zusammenarbeiten. Erst durch die überregionale Kooperation und entsprechende Strategien wird es möglich sein, Menschen in einer tragfähigen Commons-basierten Wirtschaft zu versorgen. Vor allem in Südeuropa wird das bereits umgesetzt. Benachbarte Commons-Initiativen arbeiten dort wirtschaftlich zusammen, tauschen Erfahrungen aus und bilden gemeinsame Versorgungsketten. Unter dem Dach der „Sozialen und Solidarischen Ökonomie“ organisieren sich Genossenschaften, Sozialverbände und Nonprofit-Organisationen wirtschaftlich und politisch gemeinsam.
(Bernd Bonfert)

Bürger*innengenossenschaften

Strukturschwache, ländliche Regionen leiden unter der Abwanderung junger, gut ausgebildeter Menschen. Als Reaktion darauf haben sich vor allem in Italien und in Ostdeutschland Bürger*innen-Genossenschaften gegründet, die sich als kooperative Organisation für die Belange der Gemeinschaft einsetzen. Sie wollen die ländlichen Räume erhalten und Probleme in den Bereichen Mobilität, Energieversorgung, Wohnen, Soziales, Kultur und Infrastruktur gemeinsam lösen. Damit schaffen sie bessere Lebensperspektiven für die Bewohner*innen und Möglichkeiten für eine aktive bürgerschaftliche Teilhabe. Das innovative soziale Modell der Bürger*innen-Genossenschaften ist ein zentrales Element in der Daseinsvorsorge der lokalen Ökonomie.
(Susanne Elsen)

Commons & Commoning – Impulse für eine transformatorische Wirtschaftstheorie

Die sozial-ökologische Transformation braucht eine neue Theorie, die zur Stärkung der transformativen Kraft sozialer Bewegungen beitragen kann. Dort müssen auch Kategorien erfasst werden, die nicht über den Markt erfolgen, wie zum Beispiel unentgeltliche Tätigkeiten. Das gilt besonders für die lokale Ökonomie. Sie ist geprägt von sozialen Beziehungen und Verflechtungen verschiedener Tätigkeiten. Hier werden Commons zentral. Denn das Commoning stellt die Sorge und das Vorsorgen ins Zentrum der Ökonomie, es beruht auf Kooperation statt Konkurrenz. Die Ausbeutung von Arbeitskraft ist im Commoning nicht möglich. Es wird freiwillig beigetragen. Statt immer mehr in kürzerer Zeit zu produzieren, wird zum Richtwert, was genügt. Damit birgt Commoning auch das Potential für ein vorsorgendes Naturverhältnis. (Prof. Dr. em. Adelheid Biesecker)

Schnittstellen – Commoning und Bürokratie auseinanderhalten

In unserer bürgerlich-marktwirtschaftlichen Gesellschaft sind wir unvermeidbar mit Regularien und Bürokratie konfrontiert. Das Commoning, also das Gemeinschaffen, verfolgt eine andere Logik, in denen Menschen lebendige Visionen des Zusammenwirkens jenseits von Markt und Staat in die Welt bringen. Doch auch gemeinschaffende Projekte müssen sich in bestehende Rechts- und Verwaltungsstrukturen eingliedern. Auch Commons müssen Steuererklärungen machen, Fördermittel abrechnen oder sich mit dem Bauamt auseinandersetzen. Deshalb brauchen Gemeinschaften soziale Schnittstellen zwischen der Logik des Gemeinschaffens und jener der Behörden. (Andrea Vetter)

Gerechte Beitragsbemessung

Wie kommt eine Gruppe miteinander klar? Wann fühlt sich etwas gerecht und ausgewogen an? Die Gründung von Gruppen und Gemeinschaften wie Commons ist eine menschliche Herausforderung und es gibt vieles zu beachten. Zu den wichtigsten Voraussetzungen in diesem Prozess zählen die gewaltfreie Kommunikation, gegenseitige Anerkennung und ein weiter Horizont. Gemeinsam sollte die Gruppe zunächst wichtige Fragen klären, zum Beispiel: Was kann ich mit Leichtigkeit geben? Wo sind meine Talente? Gleichzeitig sollte auch in einer Gemeinschaft jedes Individuum auf sich achten, Grenzen setzen, sich nicht zum Opfer machen, also mehr geben als jemand kann oder will. Nur dann wird ein ausgewogenes Miteinander möglich. (Lea Hinze)

Gemeinschaftsgetragenes Wirtschaften und kollegiale Beratungsräume*

Lässt sich das Prinzip der Solidarischen Landwirtschaft auch auf andere Bereiche wie Dienstleistungen, Handwerk oder Gesundheit übertragen? Damit könnten wir unsere Versorgung gemeinschaftlich organisieren, das Risiko und die Verantwortung zwischen Erzeuger*innen und Verbraucher*innen teilen. Dieses Prinzip nennt sich CSX (aus dem Englischen: Community Supported Everything). Es basiert auf Vertrauen und gegenseitiger Unterstützung. Die laufenden Kosten sind durch die Beiträge der Mitglieder gedeckt. (Charlotte von Wulffen)

Selbstorganisierte Versorgungszentren als lokale Commons-Netzwerke

Commons-Netzwerke sind Zusammenschlüsse verschiedener Commons, also Gemeinschaftsprojekte, die sich gegenseitig unterstützen, dabei aber autonom bleiben. Genauso wie Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten einzelne Projekte bereichern, geschieht das auch mit Commons-Projekten in Commons-Netzwerken. So wird eine solidarische Ökonomie denkbar, die auf Freiwilligkeit und Selbstzueignung beruht und gleichzeitig Produkte und Leistungen mit komplexen Herstellungsketten ermöglicht. (Christian Schorsch)

Commoning – Ein einordnender Impuls

Wenn aus selbstorganisierten Prozessen bestimmte Produkte entstehen wie zum Beispiel Wissen oder Nahrung, spricht man von Commons – aber auch bei Ressourcen wie Wasser, Energiequellen oder Zeit. Die Wirtschaftswissenschaften lehrten lange Zeit, dass Commons scheitern müssten, weil Menschen dazu neigen würden, sie zu übernutzen. Inzwischen ist das widerlegt. Die US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftlerin Elinor Ostrom hat gezeigt, dass Menschen über viele Jahrzehnte erfolgreich Commons genutzt und gepflegt haben, ohne diese zu übernutzen. Voraussetzung dafür sind bestimmte Prinzipien. (Johannes Euler)